Hausärztliche Versorgung im Auge behalten

SPD-Stadtratsfraktion im Gespräch mit Wormser Ärzten.

 

Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einen Arzt angewiesen und keiner ist zu finden. Um ein solches Szenario für die Zukunft zu vermeiden, hat die SPD-Stadtratsfraktion jetzt Paul Brämer, Vorsitzender des Wormser Gesundheitsnetzes (WoGe) und Dr. Bernhard Jeschek, Leiter der Ärztlichen Bereitschaftspraxis am Klinikum eingeladen, um mit den beiden Fachleuten über die hausärztliche Patientenversorgung in Worms zu beraten.

Brämer und Jeschek berichteten, dass besonders in den Eisbachtal-Vororten Wiesoppenheim, Horchheim, Weinsheim und Heppenheim im Grunde bereits jetzt ein Ärztemangel bestehe. Nach der Schließung einer Hausarztpraxis in Heppenheim ist dort nur noch ein Arzt tätig, in Horchheim existieren weitere zwei Praxen. Die Patienten verteilen sich daher auf weniger Ärzte und eine Aufnahme von neuen Patienten wird zunehmend schwieriger. Diese Erfahrung mussten auch die Mitarbeiter eines Seniorenheims machen, die tagelang auf der Suche nach einem Hausarzt für eine Bewohnerin waren. Erst nach langer Suche konnte Dr. Jeschek diese dann an einen Kollegen vermitteln.

In den nächsten fünf bis zehn Jahren stehen im Stadtzentrum sowie in den Vororten weiter Praxisschließungen aus Altersgründen an. „Plätze für Ärzte sind genügend frei, leider fehlt es am  Nachwuchs“, bestätigt Paul Brämer. Für die Stadt ist es schwierig in dieser Sache tätig zu werden: Der Sicherstellungsauftrag der Versorgung der Bevölkerung liegt bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und richtet sich nach der Bedarfsplanung, welche regionale Versorgungsprobleme nicht ausschließt. „Wir müssen in Worms eine Willkommenskultur für Ärzte schaffen“, beschreibt SPD-Fraktionsvorsitzender Timo Horst die wenigen Maßnahmen, die der Stadt bleiben. Er schlägt vor, zum Beispiel die Werbung für den Standort Worms gemeinsam  mit dem Stadtmarketing zu verstärken, um so junge Mediziner von Worms zu überzeugen.

Die Ärzte Brämer und Dr. Jeschek formulierten die klaren Wünsche der jungen Ärzte, die als Nachfolger in Frage kommen. Im Vordergrund stünde der Wunsch nach mehr Ärztekooperationen und weniger Einzelpraxen – einhergehend mit  Arbeitszeitmodellen, Angestelltenverhältnissen und insbesondere weniger bürokratischem Aufwand. Das führe zu einem  überschaubaren finanziellen Risiko und insbesondere zu mehr Zeit für die Patienten. Das sei das Ergebnis vieler Befragungen junger Ärzte und Medizinstudenten. Ärztefreundliche Arbeitsmodelle lassen sich beispielsweise in medizinischen Versorgungszentren (MVZ) verwirklichen, die in Worms schon erfolgreich praktiziert werden. So ist es gelungen, durch das MVZ am Klinikum vier Facharztstellen in Worms zu halten. Die Vorteile der MVZ bestätigte auch Oberbürgermeister Michael Kissel: „Von einem MVZ profitieren sowohl Ärzte als auch Patienten. Am Klinikum läuft die Zusammenarbeit hervorragend. Ich gehe davon aus, dass auch im geplanten Ärztehaus im Liebenauer Feld eine solche Kooperation mehrerer Ärzte an einem Standort die Versorgung der Wormserinnen und Wormser noch deutlich verbessert.“

Die SPD-Fraktion und der Stadtchef regten gemeinsam an, dass bei einer drohenden Praxisschließung diese kurzfristig durch ein MVZ übernommen werden könne bis ein Nachfolger gefunden ist. Diesen Vorschlag sahen auch Brämer und Jeschek als gute Variante, Arztpraxen zu erhalten.    

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