Zum dritten Mal veranstaltete die Hochheimer SPD passend zur Jahreszeit das sogenannte „Wein lesen“. Beim „Wein lesen“ stehen Wein und Literatur im Vordergrund. Für diese Weinprobe der besonderen Art konnten sich die fast 50 Teilnehmer über Geschichten und Geschichtchen aus Hochheim freuen. In akribischer Kleinarbeit hatte Tassilo Amesmeier die Texte gesammelt und einem Buch zusammengefasst. Das Vorlesen überlies der Herausgeber allerdings der SPD Ortsvereinsvorsitzenden Maria Hilberg, die gemeinsam mit Friedel Lahr den Abend gestaltete.
Als erster Wein stand der St. Laurent, der in Rheinhessen auf ca. 300 ha angebaut wird, auf dem Programm. Leicht gekühlt passte hierzu die Frage, warum die Hochheimer eigentlich die „Eiskalte“ sind. Einen Erklärungsversuch findet man in den Hochheimer Geschichten. In der Winterzeit als es noch keine modernen Eismaschinen gab, stachen die Hochheimer das Eis aus den umliegenden Bächen und lagerten es ein. Dies erfreute die Nachbarorte Pfiffligheim, Leiselheim und Neuhausen nicht immer, da die „Eiskalte“ früh unterwegs waren und das gesamte Eis „wegstachen“. Mit Eis konnte man damals gute Geschäfte machen, erinnerte Ortsvorsteher Timo Horst. „Die Hochheimer waren schon immer geschäftstüchtig und fleißig“ und so wurde das Eis wohl oft in Kellerräumen gelagert und an die ehemalige Brauerei verkauft. Auch in der nächsten Geschichte war Hochheim und seine Nachbarschaft das zentrale Thema.
Das sogenannte Silberglöckchen leistete lange Zeit als Geläut in der Kloster Kirche von Maria Himmelskron gute Dienste. Nachdem die Gemeinde allerdings beschloss neue, stärkere und weniger hell klingende Glocken anzuschaffen, kam das Silberglöckchen als Leihgabe nach Leiselheim, wo es der neuentstandenen Kirche als Leihgabe gute Dienste tat. Nachdem es im Krieg aus Leiselheim verschleppt und zwischenzeitlich durch ein neues Geläut in Leiselheim ersetzt wurde, kam sie zurück nach Hochheim. Durch Pfarrer Johannes W. Weil gelangte die Glocke wieder in den Glockenturm zurück. Über den rührigen katholischen Theologen gibt es ebenfalls viele Geschichten, die die Zuhörer neugierig machten. So sind seine Bemühung um die Ökumene und sein gutes Verhältnis zum evangelischen Pfarrer Jobst Bodensohn schon fast legendär.
Auch von deren gemeinsamen Liebe zum Wein berichtete Friedel Lahr, der von Riesling bis Blanc Noir einen Querschnitt durch die rheinhessische Weinlandschaft wagte. Auch rheinhessische Reime über die „Landliebe“ brachten das Publikum gemeinsam mit dem Genuss der Weine zum Lachen. „Ein gelungener Abend“ freute sich Hilberg und versprach, dass die SPD einen solchen Abend im nächsten Jahr wiederholen wird.