Drei Vororte - ein Schicksal
Zum ersten Mal veranstalteten die SPD-Ortsvereine Hochheim, Leiselheim und Pfiffligheim eine „Historische Herbstwanderung“ durch die drei Vororte. Aufgrund der gemeinsamen Geschichte der Vororte sei diese Idee entstanden, erläuterte die Vorsitzende der Hochheimer SPD Maria Hilberg., die diese Wanderung mit den SPD-Vorsitzenden von Pfiffligheim, Ralf Henn und Leiselheim, Dennis Frottier, organisiert hatte.
Rund 30 Interessierte trafen sich bei herbstlichem Wetter am „Ochsenklavier“ im Pfrimmpark, einer Art Drei-Länder-Eck, wie der Vorsitzende des Heimatvereins Worms-Hochheim Wolfgang Hasch erklärte, „denn ganz in der Nähe stoßen die drei Gemarkungen zusammen“.
Von hier aus wanderten die Teilnehmer zum ersten Programmpunkt, der katholischen Kirche Maria Himmelskron in Hochheim, wo Ernst-Walter Klunk einen interessanten Einblick in die Historie der Gemeinde gab. Maria Himmelskron war seit 1278 ein Kloster, und die Kirche nur ein Teil eines großen Gebäudekomplexes. Über 50 Nonnen wohnten hier.
Wolfgang Hasch ergänzte den interessanten Vortrag durch eine kleine Anekdote: der Taufstein der Kirche befand sich ursprünglich in der evangelischen Bergkirche, wo er jedoch irgendwann abhanden kam und in der Landwirtschaft als Viehtränke verwendet wurde. Glücklicherweise fand man den Taufstein wieder und er kehrte zu seiner ursprünglichen Bestimmung zurück.
In Hochheim stand auch eines der ältesten Rathäuser in Rheinhessen, in dem sich der Sitz des Kurpfälzischen Gerichts befand. Anschaulich erläuterte Wolfgang Hasch den Gefängnisbereich am alten Turm, an dem der Heimatverein einen Pranger originalgetreu nachbilden ließ. Die letzte Station auf Hochheimer Gemarkung führte zur Hochheimer Bergkirche, wo Hasch besonders die älteste und kleinste Krypta im südwestdeutschen Raum hervorhob, die noch immer im ursprünglichen Zustand erhalten ist.
Die Route führte die Wanderer weiter entlang des Pilgerwegs nach Leiselheim, wo die Spurensuche an der Stelle des alten Rathauses weiterging. 1558 erbaut musste es leider 1975 abgerissen werden, da die Mittel zur Renovierung fehlten. Geplant war jedoch, es wieder zu errichten. „Aber die beim Abriss nummerierten Steine sind durcheinander gekommen, was das Vorhaben scheitern ließ“, erzählte Hasch. Interessantes erfuhren die Teilnehmer auch über das Leiselheimer Wappen. Das älteste bekannte Siegel der Leiselheimer Gemeinde stammt aus dem Jahre 1712. Es zeigt den Laurentius-Rost. Diesem Heiligen und Märtyrer ist die Kirche auf dem Friedhof geweiht. Zur Zeit der Christenverfolgung soll Laurentius den Kirchenschatz versteckt haben. Man versprach ihm, sein Leben zu verschonen, wenn er den Schatz herausrückte. Drei Tage später erschien er, aber nicht mit dem Schatz aus Gold, sondern mit Kindern, Alten, Krüppeln und Bettlern. Laurentius wurde daraufhin auf einem glühenden Rost zu Tode gequält. Dieser Rost ist im Leiselheimer Ortswappen dargestellt und Bestandteil des Siegels.
Entlang der Primm ging die Wanderung nach Pfiffligheim, wo Ralf Henn die Wanderer unweit des Bahnübergangs zwischen Pfiffligheim und Pfeddersheim zum Standort der „Villa rustica“ führte. Durch Luftbildaufnahmen wurden an dieser Stelle fundamentartige Verfärbungen im Boden festgestellt, was auf Teile eines alten Herrenhauses hindeutet. Eine Ausgrabung wäre aber zum derzeitigen Zeitpunkt zu teuer. So blieb den Teilnehmer nur die eigene Phantasie, um sich an dieser Stelle Reste einer römischen Besiedlung vorzustellen. Zum allgemeinen Erstaunen verlas der Pfiffligheimer Ortsvereinsvorsitzende einen Brief eines Landwirtes aus dem Jahre 1918, in dem dieser bei dem damaligen Oberbürgermeister Widerstand der ortsansässigen Landwirte gegen einen in diesem Bereich geplanten Flughafenbau ankündigte.
Der Hochheimer Ortsvorsteher Timo Horst dankte zum Schluss den drei Ortsvereinen für die Durchführung der etwa sechs Kilometer langen Wanderung und den Experten für die Führungen, die „dazu einluden, einiges noch einmal detailliert nachzulesen“. Auf jeden Fall ist eine Fortsetzung der historischen Wanderung geplant, denn zu entdecken gibt es noch jede Menge in den beteiligten Vororten.