Anknüpfung an alte Tradition

Um 12:30 Uhr war es soweit: Höchstpersönlich läutete Ortsvorsteher Timo Horst das Schreinerfest im Hof der Alten Schule Hochheim ein. Im Jubiläumsjahr "200 Jahre Rheinhessen" nahm sich Hochheim dem Thema „Schreiner“ an. In ganz Worms ist Hochheim auch als das „Schreinerdorf“ bekannt, da ab dem 19. Jahrhundert das Ortsbild von Schreinereien geprägt war, so Horst in seiner Begrüßung, die durch Unterstützung des Posaunenchors Hochheim/Herrnsheim und Liedbeiträgen des MGV 1922 Worms-Hochheim gestaltet wurde.

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Zu einem echten Schreinerdorf entwickelte sich Hochheim in den Jahren 1880 und 1900, als eine wahre Flut von Schreinereien entstand und viele Schreinermeister in Hochheim zuzogen. 1898 lebten allein in Hochheim 52 Schreinermeister, die 32 Schreinereien leiteten, berichtet Horst von der Geschichte des Stadtteils. Die Hochheimer Schreiner schlossen sich sogar zu einer Vereinigung zusammen, um ihre geschäftlichen Interessen zu vertreten. Die rasche Entwicklung der Schreinerbetriebe kam wohl auch daher, dass fast jeder Betrieb Lehrlinge ausbildete, die in der Regel in Hochheim wohnen blieben. Besonders bemerkenswert sei, so der Ortsvorsteher, dass die Hochheimer Schreinerei „Schärf“ einen gewaltigen Aufstieg zum weltweit agierenden Industrieunternehmen geschafft hat. Heute ist das Unternehmen als Kinnarps bekannt. Höhepunkt der Anknüpfung an diese Tradition war die Eröffnung des Schreinermuseums im Jahr 2015. Das Schreinermuseum ist „klein, aber fein“ – ganz in der Hochheimer Art, so Horst. Auf die Spuren der heutigen Schreiner begab sich eine ganze Gruppe in die Werkstatt der Schreinerei Martin. Der Inhaber Edgar Martin, der in Hochheim auch als „Heiner der Schreiner“ bekannt ist, führte kompetent durch die einzelnen Arbeitsschritte eines Schreinerbetriebs und erklärte die ein oder andere Maschine, die Schreiner heute benutzen. Auch die älteste Wormser Schreinerei beteiligte sich an dem Schreiner fest. Die Schreinerei Jacobs wurde 1876 gegründet und besteht somit seit 140 Jahren. Der Inhaber Ignatz Meder hatte eine Ausstellung von Kunstobjekten aus seiner Sammlung präsentiert. Begeisterte Drechsler hatten auch eine Demonstration des Handwerks und den Verkauf von Schreinerprodukten vorbereitet. Auch die Auszubildenden des DRK-Berufsbildungswerks haben für das Fest kleine Kunstobjekte geschreinert und verkauft. Zum Abschluss des Schreinerfestes wurden Rundfahrten mit dem Nibelungenbähnchen zu ehemaligen Hochheimer Schreinereien angeboten. Die evangelische Kirche bot als besonderes Schmankerl, den ersten Hochheimer Schreinerkuchen an.